Reporting
No More Boring Reporting
Es ist eine Sisyphusarbeit, die jede:r kennt im Förderungsalltag: Das Berichtswesen - auf Englisch «reporting». Abschlussberichte und Schlussrechnungen haben ihren Sinn und Zweck, aber sie binden Ressourcen, die man eigentlich schon ins nächste spannende Projekt investieren möchte. Wie verwandelt man eine langweilige Pflichtübung in eine produktive Entwicklungsmöglichkeit? Bei der SKKG will man darüber reden.
Hand aufs Herz: Reporting gehört nicht zu den Lieblingsaufgaben der meisten Menschen in der Arbeitswelt. Das ist auch im Team der SKKG nicht anders. Wieder steht ein Quartalsreporting an, wieder soll ein Jahresbericht verfasst werden. Und täglich grüsst das Murmeltier. Eine Organisation, die sich Pionierhaftigkeit, Mut zum Risiko und Partnerschaftlichkeit auf die Fahne schreibt, muss diese Werte auch beim Thema Reporting leben.
Das Team Förderung der SKKG geht deshalb neue Wege und ersetzt schriftliche Projektberichte durch Gespräche mit Förderungsempfänger:innen. Oral Reporting ist ein Arbeitsinstrument, das den direkten Austausch auf Augenhöhe ermöglicht, den administrativen Aufwand auf Seiten Förderungempfänger:innen senkt und den Fokus auf die Zukunft legt.
Arbeitspapier Oral ReportingDas Reporting wird zur Reportage
Statt einfach ein abgeschlossenes Fazit in Form eines Abschlussberichts zu lesen setzt die Abteilung Förderung bei der SKKG also auf einen mündlichen Austausch. Andreas Geis, Theresa Gehringer und Christine Müller Stalder laden die Förderungsempfänger:innen zu einem Gespräch ein, das in der Regel zwischen 60 und 90 Minuten dauert. Dabei werden die Projektleiter:innen ausgiebig befragt: Wie geht es euch? Was lief gut? Welche Herausforderungen gab es kreativ zu lösen? Was habt ihr erreicht, welche Wünsche blieben offen?
Die Gesprächspartner:innen berichten von ihren unmittelbaren Erfahrungen – wie bei Reportagen, für die Journalist:innen nicht vom Schreibtisch aus recherchieren, sondern vor Ort Eindrücke sammeln. Benötigte Kontextinformationen können sofort geklärt, Rückfragen augenblicklich beantwortet werden. Gemeinsam kommt man direkt auf den Punkt und schlägt sogleich das nächste Kapitel auf. Nur bei den Zahlen geht es nicht ganz ohne Papierkram: Die Schlussrechnung liest auch die SKKG gerne auf Papier – das ist auch kein Mehraufwand, denn die Zahlen sollten bekanntlich übereinstimmen in jedem Projektbericht, den die Förderungsnehmer:innen verschiedenen Institutionen abliefern müssen.
Berichten ist nicht gleich Beichten
Beim Oral Reporting geht es der SKKG nicht primär darum, Ergebnisse zu protokollieren oder Abmachungen zu kontrollieren. Die Förderungsempfänger:innen sitzen nicht auf dem Beichtstuhl, auch wenn das Verhältnis zwischen ihnen und den Stiftungsmenschen grundsätzlich nie ganz ausgeglichen ist – die eine Seite hat Wünsche und Forderungen, die andere Seite entscheidet darüber. Bei der SKKG wird Oral Reporting als Arbeitsinstrument genutzt, um das Machtgefälle möglichst klein zu halten.
Das ist möglich, wenn ein offener Austausch auf Basis von ehrlichem Interesse, einer wertschätzenden Haltung gegenüber der Arbeit und der Ressourcen beider Seiten sowie gegenseitiges Vertrauen vorhanden sind. Die Mitarbeiter:innen der Förderung sehen im Gespräch mit den Förderungsempfänger:innen die Chance, ein Sparring-Partner für deren Projektentwicklung zu sein und gleichzeitig für ihre eigene Arbeit in der Förderung von Partizipation im Kulturerbe zu lernen. Dieses Wissen fliesst wiederum ein in den Umgang mit der eigenen Sammlung der Stiftung. #winwin
Lasst uns reden
Für jedes Gespräch braucht es mindestens zwei Parteien – bei der Entwicklung innovativer Reportingformate braucht es ein ganzes Dorf. Gemeinsam mit Partner:innen aus der Stiftungswelt spinnt die SKKG neue Ideen und erprobt Reporting-Ansätze, die für alle Beteiligten einen Mehrwert bieten. Zum einen wurde mit Lea Buck von der Azurit Foundation und Michaela Wintrich von der Unternehmerstiftung für Chancengerechtigkeit ein Arbeitspapier (auf Deutsch) zum Thema Oral Reporting verfasst. Das Online-Dokument ist öffentlich einsehbar und Stiftungsmenschen und Förderungsempfänger:innen sind herzlich eingeladen, Vorschläge für Ergänzungen oder Anpassungen zu machen.
Zum anderen hat sich die SKKG 2022 am Mobiliar Forum in Thun mit weiteren Stiftungen, öffentlichen und privaten Förderungsinstitutionen, Museumsvertreter:innen und selbständigen Kulturschaffenden zusammengesetzt und im Rahmen eines zweitätigen Workshops vier Projekte entwickelt, die das Reporting im Stiftungs- und Förderungssektor reformieren sollen. Wir berichten wieder darüber, sobald diese Vorhaben spruchreif sind.