Sensible Objekte
Anfassen verboten – Nachdenken geboten
Dass eine Sammlung in der Grössenordnung der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte Objekte enthält, die auf schwierige historische Umstände verweisen, ist keine Überraschung. So hat Bruno Stefanini Ende der 90er-Jahre in einem Auktionshaus beispielsweise eine Haube des Ku-Klux-Klans erworben – einer rassistischen und gewaltbereiten Vereinigung, die seit 1865 in den USA existiert. Welche Verantwortung müssen die SKKG als Verwalterin der Sammlung und Museen als Ausstellungsplattformen gegenüber solchen Objekten übernehmen?
Kleider zieht man an. Haltung bezieht man. Bei einigen Stoffen und Themen geht das eine nicht ohne das andere. Silvia Gross, Kuratorin der Ausstellung «100 Shades of White. Eine Farbe in Mode» im Textilmuseum St. Gallen, hat sich intensiv mit den ästhetischen Qualitäten und dem Symbolgehalt der Farbe Weiss auseinandergesetzt. «Weiss wird in vielen Kulturen positiv gedeutet. Die Farbe steht aber auch für Privilegien und die vermeintliche kulturelle oder religiöse Überlegenheit bestimmter Gruppen», heisst es im Begleittext zur Ausstellung. So sehen sich Besucher:innen von «100 Shades of White» konfrontiert mit der markanten, spitzigen Haube eines Ku-Klux-Klan-Anhängers, die aus der Sammlung der SKKG stammt.
Weiss hat also auch eine dunkle Seite. Und eine Sammlung mit historischen Objekten beinhaltet meist nicht nur Kunst und Hochkultur, sondern eben auch stumme Zeugen der Menschheitsgeschichte. Und die sind nicht immer unproblematisch. «Sensibel» nennt man im Fachjargon Objekte, mit denen äusserst bedacht umgegangen werden muss: Sakrale Gegenstände, menschliche Überreste, Beute aus Kriegen, kolonialen Kontexten oder Raubgrabungen, explizite Darstellungen oder eben auch ideologisch aufgeladene Objekte, die in Verbindung zu einer diskriminierenden Weltanschauung stehen.
Verantwortung übernehmen
Wie gehen Ausstellungsorte mit solchen Objekten aus unserer Sammlung um? «Wir bemühen uns prinzipiell um eine ausgewogene Darstellung der jeweiligen Ausstellungsthematik und versuchen, wo immer möglich, einen Gegenwartsbezug herzustellen. Von daher war es dem gesamten Ausstellungsteam wichtig, dass wir Diskriminierung und Rassismus im Zusammenhang mit weisser Kleidung thematisieren», sagt Kuratorin Silvia Gross.
Die Vitrine mit Exponaten, die in einem Zusammenhang mit Rassismus und Kolonialismus stehen, ist als einzige im Ausstellungsraum abgesenkt. Die Ausstellungsvermittler:innen im Textilmuseum St. Gallen sprechen den Kontext der Objekte gezielt an und das Museum organisiert ein Podiumsgespräch zum Thema Rassismus.